Mitochondriopathien und Nitrosativer Stress

Klassischerweise werden Mitochondriopathien als Erbkrankheiten betrachtet und in der Regel durch eine Muskelbiopsie gesichert. Es gibt eine Vielzahl solcher angeborenen Mitochondriopathien, die jeden Bereich des Mitochondriums betreffen können.

Häufiger als genetisch bedingte Mitochondriopathien finden sich erworbene Formen, die nicht mit charakteristischen Symptomen ausfallen. Das Erscheinungsbild kann stark variieren. Sehr oft klagen Menschen dann über Energielosigkeit, möglich sind auch Beschwerdebilder, die an Multiple Sklerose, Fibromyalgie oder chronische Müdigkeitssyndrom erinnern.

Auslöser der erworbenen Mitochondriopathien ist Nitrosativer Stress, der Strukturen und Genom von Mitochondrien schädigen kann, auch ein Mangel an mitochondrialen Cofaktoren, wie Coenzym Q 10, Riboflavin oder Niacin.

Nitrosativer Stress entsteht wenn Stickstoffmonoxid (NO) in erhöhten Mengen gebildet wird. Als endotheliales (innere Gefäß Wand bezogenes) NO führt es an Gefäßen zu einer Gefäßwand Erweiterung. NO wird auch in Nervenzellen gebildet, was infolge eine bakteriellen oder viralen Infektionen entsteht oder auch in Mitochondrien.

NO stellt ein farbloses Gas dar, das aufgrund eines ungepaarten Elektrons Radikal Charakter besitzt und ausgeprägten biologischen Effekte beruht. Durch eine Reaktion mit Superoxidanionen reagiert es bei oxidativem Stress zu Peroxynitrit, einer toxischen Substanz, die Mitochondrien schädigt.

Peroxynitrit ist das wesentliche Agens in der Kaskade aus nitrosativem Stress, Mitochondriopathie, Immundysfunktion (chronische, oft stille subklinische Entzündung) und in vielen Fällen auch Schmerzen.

Häufige Ursachen einer vermehrten NO-Synthese oder Nitrosativem Stress sind im folgenden zusammengestellt:

 

  • Schmerzen

  • Chronische Entzündungen

  • Chronischer Stress

  • Umweltgifte: Schwermetalle, Lösungsmittel, Pestizide

  • Medikamente: Antihypertonika, Langzeitnitrate, Antidiabetika, Cholesterinsynthesehemmer, mitochondrieinschädigende Antibiotika (Gentamicin, Cotrimoxazol)

  • HWS-Traumen

 

Eine ganze Reihe von Erkankungen wurden in der Vergangenheit mit Nitrosativem Stress in Verbindung gebracht. Inflammatorische Erkrankungen fördern über eine Freisetzung von Zytokinen die Aktivierung der induzierbaren NO-Synthase. Hierdurch wird vermehrt NO gebildet. Es kommt dann zu Nitrosativem Stress.

 

Eine Auswahl mitochondrialer und chronisch entzündlicher Erkrankungen:

 

 

  • Rheumatoide Arthritis

  • Seronegative Spondylarthropathien ( M. Bechterew, reaktive Arthritis )

  • Kollagenosen ( Systemische Lupus, Sjörgen Syndrom, Sklerodermie )

  • Polymyalgia Rheumatika

  • Fibromyalgie

  • Chronifizierte Infektionen ( Borreliose, Chlamydien, Hepatitis )

  • Chronische Erschöpfung

  • Multiple Sklerose

  • Tumorleiden

  • Metabolisches Syndrom, Diabetes, KHK und Arteriosklerose

  • Sekundäre Depressionen und Angststörungen

  • Psoriasis

  • Allergien, Neurodermitis, Asthma

  • Lebererkrankungen

  • Migräne, chronischer Kopfschmerz

  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Reizdarm

 

Diagnostische Ansätze bei Mitochondriopathien oder Nitrosativem Stress können die NO-Bildung, Voraussetzungen der Peroxinitritsynthese oder Auswirkungen auf die Mitochondrien erfassen und bestimmen die optimale therapeutische Faktoren.